Monday, May 23, 2011

German BIO for Cybernetics Class

Spirals Of Paradox

Peter Blasser ist ein Instrumentenbauer der etwas ungewöhnlichen Art. Trotz vieler Referenzen zu Geigenbauern der Renaissance sind die meisten seiner Instrumente elektronisch: er bezeichnet sie als 'analog brains', in Anlehnung an die Pioniere der elektronischen Filmmusik, Louis und Bebe Barron, die ihrerseits wiederum auf Wieners Kybernetik Bezug nahmen und Schaltungen aus sehr einfachen Grundbausteinen so miteinander vernetzten, dass überraschende Klangstruktur aus der Verknüpfung entsteht und nicht aus grossen Plänen.
In seinem Artikel im Leonardo Music Journal beschreibt Blasser die Situation, wie er am Oszilloskop die Signale aus einem solchen Instrument betrachtet und beim Spielen die 'paradoxen' Feedbacks von fünf ringförmig verbundenen Oszillatoren zu begreifen versucht.
Diese Momentaufnahme aus dem Labor ist aus dem Gesichtspunkt der Kybernetik gleich mehrfach relevant: einerseits die Emergenz von sehr komplxem Verhalten aus einfachen Bausteinen. Andererseits der epistemologische Aspekt, dass ein dermassen komplexes Verhalten sich nicht aus einer statischen Beobachterposition verstehen lässt. Erst durch Manipulation der Schaltung erschliesst sich dem Beobachter die Multidimensionalität der Klangraumes ein wenig deutlicher. In der intensiven Beschäftigung mit dem zu studierenden Objekt wird der Benutzer ein Gespür dafür entwickeln, wie sich das System verhält, wie es in gewünschte Richtungen gelenkt werden kann, und wird es nicht länger als von ihm unabhängige Entität auffassen. Dies deckt sich mit den Aussagen der Kybernetik zweiter Ordnung, die den Begriff der objektiven Beobachtung radikal eliminiert hat.
Ist also das Musizieren mit einem Instrument die Methode par excellence, um kybernetischen Prozesse zu begreifen? Im Seminar werden wir diese Frage in der Praxis erörtern: Es gibt eine ganze Reihe von leicht nachbaubaren Schaltungen von Peter Blasser, die sich als Studienobjekte hervorragend eignen (aber ebenso als Musikinstrumente). Daneben werden wir Varianten der genannten Feedback-Schaltungen digital implementieren und durch Sensorik von aussen beeinflussbar machen.

Thanks to Hannes Hoetzl, Alberto de Campo for this Writing

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